Als großer Mensch kennst du die typischen Probleme wahrscheinlich schon: Deine Knie stoßen beim Treten fast an den Lenker, dein Rücken schmerzt nach kurzen Fahrten, oder du fühlst dich auf dem Fahrrad generell unwohl und instabil.
Die Bedeutung eines gut passenden Fahrrads kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein zu kleines Rad führt nicht nur zu einer unbequemen Haltung, sondern kann auch Knie- und Rückenschmerzen verursachen und die Fahrsicherheit beeinträchtigen.
Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Wissen und etwas Geduld findest auch du als großer Mensch das perfekte Fahrrad und wir sagen Dir wie:
1. Die richtige RAHMENHÖHE – Dein erster Schritt zum perfekten Bike
Ein zu kleiner Rahmen führt zu Rückenschmerzen, einer schlechten Haltung und einem unsicheren Fahrgefühl. Zu groß darf er aber auch nicht sein, sonst leidet die Wendigkeit.
Dabei ist Größe nicht gleich Größe. Ein 2-Meter-Mensch mit langen Beinen braucht eine andere Rahmengeometrie als jemand mit der gleichen Größe, aber einem langen Oberkörper.
Doch als Faustregel gilt: Je größer du bist, desto größer sollte auch der Rahmen sein.
Hier eine grobe Orientierung:
- 1,85–1,95 m Körpergröße → Rahmenhöhe ca. 58–62 cm: Diese Größe bietet bereits ein gutes Gleichgewicht zwischen Komfort und Kontrolle für größere Fahrer. Achte auf genügend Auszug der Sattelstütze, um eine optimale Beinstreckung zu erreichen.
- 1,95–2,05 m Körpergröße → Rahmenhöhe ca. 62–66 cm: Bei dieser Körpergröße ist ein XL-Rahmen unerlässlich. Die größere Rahmenhöhe sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ober- und Unterrohr und erlaubt eine ergonomischere Sitzposition.
- Über 2,05 m Körpergröße → Rahmenhöhe ab 66 cm oder Maßanfertigung: Ab dieser Größe stoßen Standardrahmen an ihre Grenzen, aber es gibt durchaus XXL- und XXXL-Modelle, die standardmäßig passen könnten. Eine Maßanfertigung mag teurer sein, zahlt sich aber bei häufiger Nutzung des Rads durch bessere Ergonomie und Fahrkomfort auf lange Sicht aus.
2. RAHMENGEOMETRIE – Mehr als nur Höhe
Große Fahrer brauchen spezielle Rahmengeometrien, um Rückenschmerzen und ungünstige Sitzhaltungen zu vermeiden.
Achte auf:
- Längerer Radstand: Mehr Platz für lange Beine. Ein verlägerter Radstand erhöht zudem die Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten und verbessert die Traktion bergauf, da das Gewicht besser verteilt wird.
- Höheres Steuerrohr: Entlastet den Nacken und verhindert zu starke Beugung. Ein um 20-30 mm längeres Steuerrohr im Vergleich zu Standardrahmen kann nach längeren Fahrten den Unterschied zwischen Komfort und Nackenschmerzen ausmachen.
- Längeres Oberrohr: Sorgt für eine etwas gestrecktere Haltung, da die Distanz zwischen Sattel und Lenker größer wird. Das kann aber für Menschen mit langem Oberkörper sehr sinnvoll sein, da es eine bessere Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad ermöglicht.
Bei der Bestimmung der Rahmengeometrie gilt es wie bei der Auswahl der Rahmenhöhe die Körperproportionen zu berücksichtigen. Neben der Gesamtgröße des Körper sind hier die Maße entscheidend für Schrittlänge (Innenbeinlänge), Torsolänge und Armlänge
Diese Maße helfen dir dabei, ein Fahrrad zu finden, das nicht nur groß genug, sondern auch in der Geometrie optimal an deine Proportionen angepasst ist.
3. Die perfekte LAUFRADGRÖSSE – 28 oder 29 Zoll?
Während kleinere Menschen problemlos mit 26-Zoll-Laufrädern fahren, sollten große Menschen mindestens auf 28 oder 29 Zoll setzen.
Wobei es 29-Zoll-Reifen praktisch nur bei Mountainbikes (MTBs) und einigen Gravelbikes und Trekkingrädern gibt. Bei anderen Fahrradtypen ist 28 Zoll das größte verfügbare Format.
Warum größere Laufräder? Sie bieten:
- Mehr Laufruhe: Größere Räder absorbieren Unebenheiten besser und halten die Fahrtrichtung stabiler, was besonders bei höherem Fahrergewicht wichtig ist.
- Besseres Überrollen von Hindernissen: Der flachere Auftreffwinkel bei größeren Rädern bedeutet weniger Energieverlust beim Überwinden von Wurzeln, Steinen oder Bordsteinen.
- Ein natürlicheres Fahrgefühl für lange Beine: Größere Laufräder schaffen eine harmonischere Proportion zum Gesamtbild des Fahrers und ermöglichen eine ergonomischere Tretbewegung.
Besonders Mountainbiker profitieren von 29-Zoll-Laufrädern (auch „29er“ genannt), da sie die Sitzposition verbessern und ein stabileres Fahrverhalten ermöglichen.
Achtung: Achte darauf, dass dein Rahmen zur Laufradgröße passt. Ein großer Rahmen mit zu kleinen Rädern sieht nicht nur komisch aus – er fährt sich auch so!
4. Der richtige LENKER – Nicht nur die Breite zählt
Die oft gegebene Empfehlung, dass größere Menschen zwangsläufig breitere Lenker brauchen, ist nicht allgemein zutreffend. Die Lenkerbreite sollte sich primär an deiner Schulterbreite orientieren und große Menschen haben nicht automatisch breite Schultern. Für große Menschen mit breiten Schultern ist ein breiterer Lenker richtig, für schlanke Hochgewachsene nicht unbedingt.
Achte auf:
- Breite: Breite Schultern benötigen einen breiteren Lenker. Für große Menschen sind Lenker zwischen 740 mm und 800 mm zu empfehlen. Ein zu schmaler Lenker kann Schulterverspannungen verursachen.
- Rise: Der Rise (Höhenunterschied zwischen Lenkermitte und Lenkerenden) sollte bei großen Fahrern etwas höher sein, um eine aufrechtere Sitzposition zu ermöglichen.
- Backsweep: Der Winkel, in dem der Lenker zum Fahrer hin gebogen ist, kann für mehr Komfort sorgen. Ein Backsweep von 8-12 Grad ist für viele große Fahrer angenehm.
Als Richtwerte können gelten:
- Mountainbike: Mindestens 750 mm Lenkerbreite. Ein breiterer Lenker bietet mehr Hebelwirkung für bessere Kontrolle in technischem Gelände, kann aber in engen Waldpassagen hinderlich sein. Viele Hersteller liefern daher längere Lenker, die bei Bedarf gekürzt werden können.
- Rennrad: Mindestens 44 cm Lenkerbreite. Zu schmale Lenker zwingen breite Schultern in eine unnatürliche Position und können zu Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich führen. Achte auch auf die Lenkerform – flache Biegungen im Unterlenker sind oft komfortabler für große Hände.
- Citybike/Trekking: Je nach Sitzposition, aber keine Lenkerbreite unter 65 cm. Bei aufrechter Sitzposition sorgt ein breiterer Lenker für mehr Stabilität bei niedriger Geschwindigkeit und ermöglicht eine natürlichere Armposition.
Ein ergonomischer, zur Schulterbreite passender Lenker vermeidet Verspannungen in Schultern und Armen und sorgt für ein natürlicheres Handling.
Der Vorbau ist weit mehr als nur ein Verbindungsstück zwischen Lenker und Gabelschaft. Als verlängerter Arm des Rahmens bestimmt er maßgeblich die Sitzposition und die Gewichtsverteilung auf dem Fahrrad.
5. Der VORBAU – Ein wichtiges Anpassungselement für große Radfahrer
Für hochgewachsene Radfahrer ist eine optimale Vorbaulänge besonders wichtig, da selbst große Rahmen oft nicht ausreichend Streckung bieten.
Du solltest bei der Anpassung des Vorbaus folgendes beachten:
- Länge: Große Menschen benötigen oft längere Vorbauten (90-120 mm), um eine angenehme Streckung zu erreichen.
- Winkel: Ein positiver Winkel (nach oben gerichtet) kann die Lenkerhöhe erhöhen und so Druck von Handgelenken und Rücken nehmen.
- Spacer: Mit Spacern unter dem Vorbau kann die Lenkerhöhe angepasst werden. Beachte aber, dass zu viele Spacer die Steifigkeit beeinträchtigen können,
6. Die richtige SATTELSTÜTZE und SATTELHÖHE
Die richtige Sattelhöhe ermöglicht eine effiziente Kraftübertragung und verhindert unnötige Belastungen des Bewegungsapparats. Nichts ist unangenehmer als ein zu kurzer Sattel, der dich in die Knie zwingt.
Achte auf:
- Verstellbare oder extra lange Sattelstützen (mindestens 400 mm): Längere Sattelstützen ermöglichen eine korrekte Beinstreckung ohne Kompromisse. Achte dabei auf die Mindesteinstecktiefe, die oft bei 100 mm oder mehr liegt, um Beschädigungen am Rahmen zu vermeiden.
- Eine horizontale Ausrichtung des Sattels für optimale Kraftübertragung: Eine leichte Neigung nach vorne (1-2°) kann jedoch bei großen Menschen Druck von empfindlichen Weichteilen nehmen und ist besonders bei längeren Fahrten komfortabler.
- Einen ergonomischen Sattel, der zur Beckenbreite passt: Große Menschen haben oft breitere Sitzknochen, was einen breiteren Sattel erfordert. Einige Hersteller wie SQlab oder Ergon bieten spezielle Vermessungssysteme an, um den perfekten Sattel zu finden.
- Setback: Eine Sattelstütze mit Setback (Versatz nach hinten) kann helfen, die optimale Position zu erreichen, besonders für Menschen mit langen Oberschenkeln.
- Mindesteinstecktiefe: Achte darauf, dass die Sattelstütze auch bei maximaler Auszugshöhe noch ausreichend tief im Rahmen steckt (mindestens bis zur Markierung).
Manchmal hilft nur eine individuell einstellbare Sattelstütze mit Federung. Gefederte Sattelstützen mit großem Verstellbereich können besonders für schwerere Fahrer einen erheblichen Komfortgewinn bedeuten, da sie Stöße effektiver absorbieren.
7. Die optimale KURBELARMLÄNGE – Mehr Hebelwirkung
Die Kurbellänge bestimmt den Radius deiner Tretbewegung. Standardkurbeln sind in der Regel zwischen 165 und 175 mm lang – für große Menschen kann das zu kurz sein.
Längere Kurbeln (180–200 mm, wobei 200 mm schon als extrem anzusehen ist) ermöglichen eine bessere Kraftübertragung und ein angenehmeres Pedalieren.
Warum sind längere Kurbeln wichtig?
- Mehr Hebelwirkung = effizienteres Treten: Längere Kurbeln erlauben es, mehr Drehmoment zu erzeugen, was besonders beim Bergauffahren oder Beschleunigen vorteilhaft ist. Pro 5 mm mehr Kurbellänge kann die Kraftübertragung um bis zu 2% verbessert werden.
- Ergonomisch bessere Kniebewegung: Längere Kurbeln ermöglichen einen natürlicheren Bewegungsablauf für Menschen mit langen Beinen. Der Kniewinkel bleibt im optimalen Bereich zwischen 70° und 145° während der Tretbewegung.
- Weniger Belastung auf die Gelenke: Eine zur Beinlänge passende Kurbel verteilt die Belastung gleichmäßiger über den gesamten Tretkreis, was langfristig das Risiko von Überlastungen reduziert.
Was ist bei der Bestimmung der optimalen Kurbellänge für große Radfahrer zu beachten?
- Ideale Kurbellänge: Eine Faustregel besagt, dass die Kurbellänge etwa 20% deiner Schrittlänge betragen sollte. Für große Menschen bedeutet das oft 180-190 mm und die meisten Standardräder bieten maximal 180 mm. Kurbeln mit 200 mm sind eher eine extreme Ausnahme und eine zu lange Kurbel kann die Kniebelastung erhöhen.
- Verfügbarkeit: Längere Kurbeln (über 175 mm) sind nicht bei allen Herstellern Standard und müssen manchmal separat bestellt werden.
- Tretlagerhöhe: Beachte, dass längere Kurbeln die Pedale näher an den Boden bringen, was in Kurven zu Problemen führen kann.
Leider bieten nur wenige Standardräder lange Kurbeln an – oft ist eine Nachrüstung nötig. Hersteller wie Shimano, SRAM oder Specialites TA bieten Kurbeln bis 180 mm an, für längere Maße muss man oft auf Spezialanfertigungen zurückgreifen.
8. STABILITÄT und MATERIAL – Dein Fahrrad muss was aushalten
Je größer und schwerer du bist, desto stabiler sollte dein Fahrrad sein. Bei der Materialwahl ist wichtig, auf das vom Hersteller zugelassene Gesamtgewicht zu achten (Fahrer plus Kleidung, Flaschen, Gepäck usw.).
Wenn es qualitativ hochwertig kann Carbon das Material der Wahl sein,. Hochwertige Carbonrahmen bieten ein besseres Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht als andere Materialien und können bei richtiger Konstruktion sehr langlebig sein.
Aluminium und Stahl bieten aber oft bessere Belastungsreserven für Fahrer die nicht nur groß sondern auch sehr schwer sind. Allerdings solltest Du bei Aluminium du auf verstärkte Konstruktionen achten.
Wichtige Stabilitätspunkte sind:
- Stabile Speichen (mindestens 32 oder 36 Stück pro Rad): Mehr Speichen verteilen die Last besser und erhöhen die Seitensteifigkeit des Laufrads. Besonders Straight-Pull-Speichen mit 2,0 mm Durchmesser bieten eine höhere Festigkeit für schwere Fahrer.
- Verstärkte Felgen für mehr Tragfähigkeit: Breitere Felgen (ab 23 mm Innenweite) mit verstärktem Felgenbett absorbieren Stöße besser und verhindern Durchschläge. Achte auf höhere Maximaldruckangaben bei den Felgen.
- Gabeln aus Stahl oder Carbon für bessere Dämpfung: Beide Materialien bieten eine natürliche Dämpfung, die besonders bei höherem Fahrergewicht wichtig ist. Stahlgabeln sind zwar schwerer, aber oft langlebiger und zuverlässiger als Aluminium.
Speziell für große Menschen gibt es verstärkte Rahmenmodelle. Diese sind oft mit verstärkten Schweißnähten, übergroßen Rohrdurchmessern oder zusätzlichen Verstrebungen ausgestattet.
9. Was bei MOUNTAINBIKES für große Fahrer zu beachten
Mountainbikes stellen besondere Anforderungen an die Passform, da sie in technisch anspruchsvollem Gelände gefahren werden. Die richtige Größe und Geometrie sind hier besonders wichtig für Kontrolle und Sicherheit.
Besonderheiten bei Mountainbikes
- Moderne Geometrien: Moderne MTBs haben oft längere Reach-Werte und kürzere Vorbauten, was großen Fahrern entgegenkommt.
- Laufradgrößen: 29-Zoll-Laufräder sind für große Fahrer ideal, da sie ein besseres Überrollverhalten bieten und optisch besser zu großen Rahmen passen.
- Federweg: Als großer, möglicherweise schwererer Fahrer profitierst du von ausreichend Federweg (mindestens 130-140 mm bei Trailbikes) und anpassbaren Federelementen.
Für Fahrer ab 1,90 m sind MTBs mit einem Reach von mindestens 480 mm und einem Stack von mindestens 640 mm zu empfehlen. Bei sehr großen Fahrern (über 200 cm) sollten die Werte entsprechend höher liegen.
Spezifische Anpassungen für MTBs
- Federgabel-Setup: Achte auf Gabeln mit ausreichender Steifigkeit und Anpassungsmöglichkeiten. Größere Luftkammern oder härtere Federn können nötig sein.
- Dämpfer-Abstimmung: Höherer Luftdruck oder härtere Federn sind oft nötig, um das höhere Fahrergewicht zu kompensieren. Einige Hersteller bieten spezielle Tunes für schwerere Fahrer an.
- Laufräder: Stabilere Laufräder mit mehr Speichen und robusten Felgen sind empfehlenswert, um höheren Belastungen standzuhalten.
10. Besondere Anforderungen bei RENNRÄDER für große Fahrer
Rennräder stellen besondere Anforderungen an die Passform, da sie für effizientes Fahren und aerodynamische Positionen konzipiert sind. Für große Menschen ist die richtige Geometrie hier besonders wichtig.
Besonderheiten bei Rennrädern
- Rahmengrößen: Fahrer ab 1,90 m sollten Rahmengrößen ab 60 cm wählen, bei Fahrern über 2 m sind sogar Größen von 63-66 cm empfehlenswert.
- Oberrohrlänge: Bei großen Menschen ist eine ausreichende Oberrohrlänge entscheidend für eine komfortable Streckung. Bei Fahrern ab 1,90 m sollte sie mindestens 58 cm betragen.
- Lenkerbreite: Die Lenkerbreite sollte ungefähr der Schulterbreite entsprechen. Für große Fahrer bedeutet das oft Breiten von 44-46 cm.
- Stack-to-Reach-Verhältnis: Dieses Verhältnis beschreibt die Relation zwischen Höhe und Länge des Rahmens. Bei Rennrädern liegt es typischerweise zwischen 1,4 und 1,5.
Spezifische Anpassungen für Rennräder
- Vorbaulänge: Bei großen Fahrern sind Vorbauten zwischen 110 und 130 mm üblich.
- Sattelstütze: Achte auf ausreichende Länge und Setback, je nach Körperproportionen.
- Kurbellänge: Für lange Beine sind Kurbeln mit mindestens 175-180 mm zu empfehlen.
11. Professionelles BIKEFITTING
Ein professionelles Bikefitting ist für Hochgewachsene besonders wertvoll, da Standardtabellen zur Fahrradgrößenbestimmung meist bei etwa 190 cm enden. Der Experte ermittelt nicht nur die optimale Rahmengröße, sondern berücksichtigt individuelle Körperproportionen.
Das Bikefitting identifiziert zudem biomechanische Besonderheiten wie Fußstellung oder Beckenschiefstand, die durch passende Komponenten ausgeglichen werden können. Für große Menschen, die häufig mit Rückenproblemen kämpfen, kann eine präzise eingestellte Sitzposition den Unterschied zwischen schmerzfreiem Radfahren und chronischen Beschwerden bedeuten.
Ein professionelles Bikefitting kostet zwar zwischen 100 und 250 Euro, kann aber langfristig viel Geld sparen, da es teure Fehlkäufe verhindert und Folgekosten durch Verletzungen oder Überlastungen minimiert.
12. Ausreichendes PROBEFAHREN
Das Probefahren ist ebenfalls wichtig, hat aber seine Grenzen: Idealerweise müsstest du mindestens zwei Stunden mit einem Rad fahren und nicht nur auf flachem Terrain, was in der Praxis selten möglich ist.
Bei Testfahrten solltest du verschiedene Szenarien durchspielen – Bergauf, Bergab, auf unebenen Untergründen und in Kurven. So erhältst du einen umfassenderen Eindruck davon, wie sich das Rad unter verschiedenen Bedingungen verhält.
Achte besonders auf Ermüdungserscheinungen an Händen, Nacken und Rücken – Probleme, die sich oft erst nach längerer Fahrtzeit bemerkbar machen. Ein kurzer Ausflug um den Häuserblock ist definitiv nicht ausreichend! Bitte den Händler um eine ausführlichere Testmöglichkeit oder erkundige dich nach Testtagen, bei denen eine gründlichere Erprobung möglich ist.
Große Fahrer sollten bei der Probefahrt solltest du auf folgende Aspekte achten:
- Kein Kniegefühl am Lenker: Beim Pedalieren sollten deine Knie nicht an den Lenker stoßen.
- Angenehme Armstreckung: Deine Arme sollten leicht gebeugt sein, nicht vollständig gestreckt oder zu stark angewinkelt.
- Tretkomfort: Die Tretbewegung sollte sich natürlich anfühlen, ohne übermäßige Beugung in den Knien.
- Sicherheit: Volle Kontrolle des Rads in verschiedenen Fahrsituationen (Steigungen, Kurven)
- Allgemeines Fahrgefühl: Das Rad sollte sich wie „dein“ Rad anfühlen, nicht wie ein zu kleines Spielzeug.
Der anfängliche Zeitaufwand für Fitting und ausgiebige Probefahrten zahlt sich durch jahrelangen Fahrkomfort, bessere Leistung und vermiedene Gesundheitsprobleme mehrfach aus – eine Investition, die besonders für große Menschen unerlässlich ist.
13. MARKEN und HÄNDLER für große Fahrräder
Im folgenden einige Anbieter mit einem Angebot von Rädern für große Menschen.
- Canyon: Direktversender bietet XXL-Gravel- und Mountainbikes
- Kreativ Rad Manufaktur: Individuelle Konfiguration mit Rahmen bis zu 70 cm und für Körpergrößen bis 205 cm.
- MAXX Bikes: Tourenräder bis 4XL und 212 cm Körpergröße, Mountain- und Gravelbikes bis 3XL und 206 cm Körpergröße
- Schauff: Räder mit 70 cm Rahmen und bis 200 KG Tragfähigkeit.
- Stevens: Konfiguration für persönlich angepasstes Rennrad
- Velotraum: Individuell konfigurierbare Räder für große Fahrer ab 195cm.
- XXL Bikes: Spezialist für Trecking-, Fitness-, City-, Reise- und Hollandräder in XXL und größer (bis Rahmenhöhe 80 cm) und aus große E-Bikes. Ladengeschäft mit umfassenden Angebot für Bikefitting für Große.
Die Aufstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und gibt keine Kaufempfehlungen, sondern soll Dir nur den Einstieg erleichtern bei der Suche nach dem passenden Hersteller bzw. Händler.
Fazit
Als großer Mensch einen passenden Drahtesel zu finden mag manchmal frustrierend sein, aber mit dem richtigen Wissen und etwas Geduld ist es durchaus möglich.
Denke daran: Ein Fahrrad, das wirklich passt, ist ein Fahrrad, das du häufiger und mit mehr Freude nutzen wirst.
Auch wenn die Suche etwas mehr Zeit und möglicherweise Geld kostet – die Investition in ein passendes Fahrrad ist eine Investition in deine Gesundheit und dein Fahrvergnügen.
Viel Erfolg bei der Suche nach deinem perfekten Fahrrad und allzeit gute Fahrt!
Bildquellen:
Niabot, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
https://www.flickr.com/photos/primejunta/, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Ralf Roletschek, GFDL, via Wikimedia Commons,
Scott USA, CC0, via Wikimedia Commons,
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