Groß sein im Jahre 1961: Ein Trauerspiel in schwarz-weiss

„So beruhigt das gesellige Beisammensein doch mächtig. Man fühlt sich geborgen im Kreise der Mitbetroffenen und tröstet sich schliesslich gegenseitig über das unabänderliche Sonderschicksal hinweg“

Was wie die Beschreibung von Insassen auf einem Gefängnishof oder Schiffbrüchigen auf einer kargen Insel klingt, ist das Fazit einer Reportage über lange Menschen aus dem Jahr 1961. Der Bericht ist als historisches Zeugnis sehenswert, wenn auch inhaltlich so schwarz-weiss wie optisch. Er könnte allerdings auch von Loriot sein…

Beim Sehen muss man nicht nur groß, sondern auch stark sein…drei Anmerkungen:

  1. Er gibt einen guten – wenn auch leicht erschreckenden – Einblick in eine Zeit, in der Abweichungen von der Norm in jeglicher Form nicht nur als selbstverschuldet, sondern auch bemitleidenswert verbucht wurden. Ist doch gut zu wissen, dass sich diese Geisteshaltung auch für Große in den letzten 60 Jahren komplett verändert hat.

    Inklusive der Einkaufsmöglichkeiten, so dass sich der Große nicht mehr „…wie ein unerwünschter Sonderfall fühlen muss, was psychologisch bedingt ist und von der besten Bedienung nicht mehr auszugleichen“.

  2. Mein Vater war zu der Zeit 1,96 m und hat jeden Zentimeter genossen. Er hat als Hutträger gerne immer noch im wahrsten Sinne ein paar Zentimeter draufgesetzt. Wenn sich etwas nicht verändert hat, dann die medialen Pauschalisierungen mit dem Ziel einer vermeintlich effektvolleren Berichterstattung mit Trauermienen und Extrembeispielen.

  3. Die im Bericht angesprochenen Steuererleichterungen für große Menschen sind leider immer noch nicht umgesetzt.   

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