Wohnen für große Menschen – Was bei Planung und Einrichtung zu beachten ist

Interview mit dem Bauherrn der XXL-Design-Ferienwohnung

Der Duschkopf auf Augenhöhe und in der Küche zum Zwiebelschneiden in die Knie gehen. Jeder Große kennt die Alltagsprobleme beim Wohnen in „normalen“ Räumlichkeiten. Sollten dann Große auf Reisen gehen wird es eher nur noch schlechter, da Unterkünfte nie auf deren die Bedürfnisse ausgelegt sind.

René Rose von Haus-Holiday.de kennt all diese Probleme persönlich und hat mit der XXL-Design-Ferienwohnung in Walkenried eine Ferienwohnung im Angebot, die explizit auf Gäste mit bis 210 cm Körpergröße „zugeschnitten“ ist. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Bauherr und seiner lebenslangen Erfahrung als Großer, ist René ein ausgewiesener Experte für beides.

Wir haben mit ihm ein exklusives Interview geführt zu den Herausforderungen beim Reisen als Großer, wie eine Wohnung für große Menschen aussehen müsste und was bei Umbau und Einrichtung zu beachten ist.

GRANDIOS GROSS: Du bist selbst sehr groß. Was sind die Dinge, die Dich bei allen Vorteilen der Größe, am meisten nerven?

Rene Rose

René Rose: Ich habe mich in den letzten Jahren oft geärgert, dass du als großer Mensch oft Probleme  bekommst. Ich bin selbst 2,03m groß und das Thema begleitet mich natürlich schon mein ganzes Leben. Das fängt an bei der Kleidung, „wie lange habe ich gebraucht, Quellen für lange Hosen aufzutun“. Heute ist es natürlich durch das Online-Shopping schon deutlich einfacher geworden. Trotzdem kann ich mir eigentlich einen Einkaufsbummel in „normalen“ Bekleidungsgeschäften sparen. Denn ein Sweatshirt oder eine Jacke mit entsprechend langen Ärmeln wäre ein absoluter Glückstreffer. Dafür müsste ich den „ganzen Laden“ schon durchprobieren.

Dann geht es weiter mit dem Auto. Das ging mir als jungem Mann schon so …, wenn mich freundlicherweise ein Mädel mal von der Disco nach Hause fahren wollte und dann mit einem Mini vorfährt. Das führte zu wirklich großen Herausforderungen. Ein passendes Auto für große Menschen ist heute einfacher geworden, aber auch noch nicht wirklich. Da sind meine „Gleichgesinnten“ und ich wahrscheinlich zu wenige und kein interessanter Markt.

Am meisten hat es mich aber immer im Urlaub gestört. Genau in der Zeit, in der du mal ausspannen willst und dir über nichts Gedanken machen möchtest. Das fing schon in der Schule an, wo die Sitze im Bus zur Klassenfahrt so eng gebaut waren, dass ich da gar nicht reingepasst habe. Das ist bis heute so geblieben. Selbst wenn du bei der Flugreise 1. Klasse, XXL-Sitze oder die begehrten Sitze am Notausgang bekommst, bringt dir das wenig, wenn du schon im Bus dahin „feststeckst“. Wie du merkst, wir Großen nehmen es ja mit Humor und machen uns nicht verrückt. Trotzdem ist Fakt, es ist eine Einschränkung deiner Lebensqualität und das nur weil du etwas größer bist als der Durchschnitt. Das finde ich sehr schade. 

GG: Kam daher Deine Idee, eine komplette Ferienwohnung passend für „Große“ umzubauen?

René: Absolut. Denn hast Du mal die Anreise in oft zu engen Verkehrsmitteln überstanden, geht das Drama im Hotel und deiner Ferienwohnung weiter. Das Schlimme dabei ist, dass du es halt auch nicht beeinflussen kannst, denn die Duschen in allen Hotelzimmern hängen wahrscheinlich zu niedrig, sind zu klein, Betten zu kurz, Türen zu niedrig, Toiletten fast auf dem Boden … das nervt. Meistens wird es auch nicht hinreichend beschrieben, so dass man nie weiß, was man bekommt. Insbesondere bei Besuchen im Ausland stehe ich manchmal schon fassungslos vor der „architektonischen Glanzleistung“ in den Hotelzimmern.

Das Traurige daran ist, dass das ja nicht sein müsste und es überhaupt kein Problem wäre. Dann häng halt die Dusche auf 2,20m, da kann jemand mit 1,60 trotzdem noch duschen und kommt auch dran. In den letzten Jahren hat sich da natürlich schon etwas getan, so dass man auch entsprechende Produkte bekommt, mit denen man barrierearm oder barrierefrei und auch für große Menschen schon was anfangen kann. Das macht aber irgendwie keiner, warum weiss ich nicht, vielleicht ist auch hier der Markt einfach zu klein. 

Also habe ich mir gedacht, das mache ich selbst. Ich baue meine Ferienwohnungen auch für große Menschen und schau mal, ob es jemanden interessiert. 

GG: Hattest Du bereits Erfahrungen mit solchen Umbauprojekten?

René: Oh ja, auf jeden Fall. Ich bin massiv „vorbelastet“. Natürlich, weil ich durch meine Größe alles aus einem anderen Blickwinkel sehe und weil ich in sehr jungen Jahren viel Erfahrung in meiner Funktion als Geschäftsführer eines namhaften Industrieunternehmens der Sanitär- Branche sammeln durfte. Im Prinzip habe ich zwischen meinem 20. und 30. Lebensjahr die meiste Zeit in den modernsten Bädern, Häusern, Bad-Ausstellungen und Baustellen in Europa verbracht. Ein Thema was mich bis heute geprägt hat und ehrlich gesagt immer noch begeistert, obwohl ich da beruflich heute mit meinem eigenen Unternehmen nichts mehr mit zu tun habe. 

Schon während dieser Zeit habe ich aber begonnen, mein Elternhaus – ein altes Schloß aus dem Jahr 1725 – zu sanieren und zu einem schicken Boutique- Hotel zu entwickelt. Das Problem der niedrigen Decken stellte sich hier nicht, weil die meisten Räume über 5 Meter hoch waren. Weil ich das als mein „Hobby“ nebenbei zu meiner „beruflichen Karriere“ betrieben habe, hat das auch ca. 15 Jahre gedauert.  Es war ja kein kleines Schloß und musste ja auch bezahlt werden. In der Zeit habe ich viel gelernt zu den Themen Bauen, Sanieren, Arbeit mit Gewerken und allen Höhen und Tiefen, die eine solche Sanierung mit sich bringt. Natürlich habe ich auch viel selbst gemacht, ich bin da handwerklich jetzt auch nicht ungeschickt.

GG: Wie hast Du den Umbau geplant und was hast Du anders gestaltet als in «normalen» Wohnungen?

René: Es hört sich komisch an, aber ich habe die Fähigkeit mir Räume oder Häuser anzusehen und mir diese komplett fertig vorzustellen. Dazu kommt, dass ich sehr strategisch denke und einem – manchmal mich selbst nervenden – Hang zur Perfektion habe. Daher mache ich mir schon ganz früh in der Bauphase Gedanken, was sind für mich als großer Mensch die wichtigsten Punkte. 

Daher bestelle ich in dieser Phase teilweise auch schon Elemente, die verbaut werden, was hilft die Planung in die Realität umzusetzen. Man kann sich einfach besser vorstellen, wie es auch baulich umgesetzt werden kann.

Natürlich darf man auch nicht übertreiben, denn ich will ja andere „kleinere“ Gäste nicht benachteiligen. Die wichtigsten Punkte sind immer die, die wirklich einschränken. Sich z.B. nirgendwo den Kopf zu stoßen und Türen und Stürze höher einzubauen, sind kein Problem.  Türen mit 210cm Höhe machen dazu den Raum großzügiger, weil Sie die Decke höher erscheinen lassen und beeinträchtigen auch kleinere Menschen nicht.

Für mich ist es vollkommen unverständlich, warum das kein Standard ist. Längere Betten und Matratzen, große Bettwäsche gehören zur Ausstattung, sind wichtig, aber immer je nach Raumgröße individuell anpassbar. Türen, Küche und Bad sind m.E. schon die „großen“ Themen.    

Rene Rose Hohe Tür

GG: Spielt es bei der Auswahl der Küchengeräte und Badezimmerarmaturen eine Rolle ob sie größengerecht sind? 

René: Eigentlich nicht, ausser bei der Badewanne. Der Einbau ist entscheidend, ich kann nur jedem raten bei der Installation -wenn man es nicht selbst macht- immer dabei zu bleiben. Die Höhe von Waschtisch, Spiegel und Armatur, Handtuchhalter, Bad Accessoires, WC und Dusche sollte man schon bei der „Rohbauinstallation“ beachten. Da muss schon mal der Abfluss etwas höher in die Wand gelegt werden oder auch Wasserleitungen entsprechend angepasst werden.

Am besten weiss man vorher schon was später angebaut wird, hat Massskizzen und bestimmt mit dem Handwerker schon im Rohbau, wohin und vor allem wie hoch alles angebaut werden soll. So kann man z.B. das WC nur höher anbauen, wenn man die Drückerplatte der Spülung auch höher anbaut, weil z.B. sonst im dümmsten Fall der offene Toilettendeckel den Drücker betätigt. Bitte immer beachten, dass die genaue Höhe des Bodenaufbaus berücksichtigt wird, sonst können auch mal schnell 5 cm fehlen.

Falls es auch eine Badewanne werden soll, bitte ruhig mal Probe liegen, es gibt heut alles für jeden und für jede Einbauvariante. In unseren neuen Ferienhäusern haben wir Designer Waschtische und Duschwannen aus Stahl-Email verwendet. Das Material ist einfach hygienisch, stabil und ökologisch, dabei lässt es sich viele Jahre leicht reinigen.

GG: Wie hast Du die optimale Höhe von Küchenmöbeln und Armaturen bestimmt?

René: Wir haben hier einen guten Kompromiss gefunden und sind auf 96 cm Oberkante Arbeitsplatte gegangen.  Schränke und Haube, Steckdosen etc., an das Maß angepasst. Damit es auch für kleinere Leute noch gut benutzbar und für große deutlich komfortabler ist.

Das ist ein Erfahrungswert, der sich bewährt hat und auch von den Küchenplanern in der Regel ohne Aufpreis einfach umgesetzt werden kann.

GG: Welche Hersteller haben Dich mit einem passenden Angebot überzeugt?

René: Wir haben immer gute Marken im Einsatz und kombinieren dann auch schon mal mit neuen Möglichkeiten von den Möbelhäusern und Anbietern. Im Sanitärbereich arbeiten wir gerne mit Hansgrohe, Duravit, Keuco, Emco, Geberit und Kaldewei.  Zum Beispiel bauen wir nur Duschabtrennungen mit 2,20 Höhe ein, der Gast darf möglichst nicht größer sein als die Abtrennung. 

Bei den Küchen können das eigentlich alle Hersteller sein, wir sind hier „Fans“ von Nobilia, aber wie gesagt, das ist auch wirklich Geschmacksache.

Möbel sind eigentlich am schwierigsten. Die Betten lassen wir individuell anfertigen, genau wie teilweise auch die Schränke. 

Wir verzichten absichtlich auf Boxspringbetten und solche „Trenderscheinungen“. Gerade für große und auch mal etwas schwerere Personen, haben sich Betten in Komforthöhe (min. 50 cm) mit 2 guten stabilen Lattenrosten und 7 Zonen Kaltschaum-Matratzen 90 x 220 bewährt. Wichtig ist hierbei auch die Trennung der Liegeflächen durch zwei Matratzen, insbesondere wenn der Partner nicht die gleiche Statur hat. Dies sollte eher selten der Fall sein…

Bei einem gut sortierten Möbelhaus gibt es in der Regel viele Möglichkeiten. Wir achten immer auf qualitativ hochwertige Markenmöbel, da haben unsere Gäste einfach länger Freude dran.

GG: Wie hoch schätzt Du sind die Zusatzkosten, um eine Wohnung auf die Bedürfnisse von Großen umzubauen?

René: Im Prinzip sind die Mehrkosten für so einen Umbau meines Erachtens überschaubar, insbesondere wenn du sowieso umbaust. Klar kostet die größere Tür einen Aufpreis und vielleicht kommt auch noch ein neuer Sturz dazu, den man sonst nicht ausgetauscht hätte. Die Möbel haben einen Aufpreis, ist aber auch überschaubar. Ich würde schätzen, dass man mit 10-15% mehr Investition schon eine ganze Menge Lebensqualität für große Leute erreicht. Klar kann man alles immer bis ins Unendliche treiben, aber das ist dann eigenes Ermessen.

GG: Gab es unerwartete Probleme beim Umbau?

René: Probleme gibt es immer, ich hoffe auch jedes Mal noch auf das problemlose Bauvorhaben, aber das klappt leider irgendwie nie. Das größte Problem war dieses Mal die Materialknappheit die der Corona-Pandemie, dass wirklich viele Teile entweder sehr lange Lieferzeiten hatten und dann „meistens“ noch beschädigt angekommen sind. Das geht an die Nerven und machte alle Zeitpläne zu Nichte. Umso schöner ist es dann, wenn alles beisammen und auch noch richtig schön geworden ist. Wenn es dann noch ein Lob von den Gästen oder eine 5 Sterne Bewertung bei Google gibt, ist das immer die Bestätigung, dass sich die Mühe lohnt. 

In unserem neuen Ferienhaus Haus-Holiday.de in Walkenried plane ich demnächst noch einen exklusiven Wellnessbereich. Der dann von den Gästen beider Ferienwohnungen genutzt werden kann. Das ist für mich „etwas“ Neuland und ich werde berichten, wie es mir dabei ergangen ist. 

Vielleicht wird das dann der erste XXL-Wellnessbereich für große Leute. 

GG: Wie hast Du sichergestellt, dass sich bei Dir in der Wohnung die Gäste aller Größen wohlfühlen?

René: Das war uns natürlich auch ganz wichtig. Da können alle Gäste beruhigt sein. Unsere Ferienobjekte sind richtig schön und luxuriös eingerichtet. Ganz egal wie groß man ist, man wird sich sehr wohl fühlen. Wir haben die Wohnungen alle getestet und wären am liebsten darin wohnen geblieben.

GG: Planst Du noch weitere Ferienwohnungen in einem XXL-Format anzubieten?

René: Ja, auf jeden Fall. Ich möchte jetzt erst einmal sehen, wie es angenommen wird und freue mich dann auf das Feedback der Gäste. Daraus kann ich dann gut lernen, was ich noch verbessern kann. Wenn das Modell passt, hätte ich schon Lust noch weitere schöne Objekte in verschiedenen Regionen zu entwickeln.

GG: Wir begannen mit Problemen mit der Größe beim Reisen. Was empfindet Du denn als die wesentlichen Vorteile Deiner Größe von 2.03 cm?

René: Na ja, ich finde die Vorteile überwiegen ganz klar. Kurz gesagt: Wir Großen sind immer gut drauf, stehen oft im Mittelpunkt ohne uns die Haare bunt färben zu müssen, sehen uns von weitem und können renovieren ohne auf die Leiter zu müssen.

GRANDIOS GROSS: Herzlichen Dank das Interview René und für Deine Tipps. Wir wünschen Dir viel Erfolg und Besucher in der XXL-Design-Ferienwohnung.

Mehr Infos zur XXL-Design-Ferienwohnung bei Haus-Holiday.de

Eine Anmerkung in den Zeiten von gesponsorten Links und bezahlten Artikeln: Wir haben für das Interview in keiner Form eine Gegenleistung angefragt oder erhalten.

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