«Heute ist die Größe ein geliebter Teil meiner Identität»

Interview mit Tina Jansen von YOUnique Life Coaching

Eine deutlich überdurchschnittliche Körpergröße kann für Frauen Segen und Fluch zugleich sein. Welches Gefühl überwiegt und wie sie mit den Extrazentimetern im Alltagsleben umgehen, hat viel mit der passenden Einstellung zu tun.

Dies ist die Erfahrung von Tina Jansen von YOUnique Life Coaching, die selbst 186 cm groß ist und auch Zeit brauchte, um ihre Größe voll schätzen zu können. Sie gibt ihre Erfahrungen und Tipps an große Frauen im Rahmen von Coaching-Sessions und -Workshops weiter und wir haben mit Tina ein Interview darüber geführt, wie sie mit ihrer Größe umgeht und was Sie anderen grossen Frauen empfiehlt.

GRANDIOS GROSS: Was sind Deine Erfahrungen als große Frau? 

Tina Jansen: Auf jeden Fall vielfältige – auch wenn die Reaktionen und Kommentare von Mitmenschen auf außergewöhnliche Körpergröße auch häufig ähnlich waren/sind. Genau das war dann auch besonders nervig, beispielsweise das gefühlt 100ste „Du bist aber groß!“ zu hören.

In jüngeren Jahren haben mich diese Reaktionen auch echt gestört und verunsichert. Je älter ich wurde, aber vor allem auch je mehr ich mich mit meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung und dadurch mit meiner inneren Größe beschäftigt habe, desto zufriedener bin ich damit geworden.

Heute ist die Größe ein geliebter Teil meiner Identität.

GG: Wie hast Du Deine Teenagerjahre erlebt?

Tina: Dadurch, dass ich auch schon als Kind gefühlt überall eine der Größten/die Größte war, da ich kontinuierlich viel gewachsen bin und nicht erst im Jugendalter einen besonderen „Schuß“ gemacht habe, waren mir die Reaktionen meiner Mitmenschen auf meine Größe bereits bekannt.

Je mehr ich mich als Teeniemädchen für Mode interessiert habe und dann meist feststellen musste, dass mir viele Sachen einfach nicht passen oder ich sie v.a. nicht mal eben so leicht im Standardgeschäft finde, das hat mich damals wohl am meisten frustriert. Heut zu Tage ist das ja erfreulicherweise deutlich einfacher geworden!

GG: Was hat Dich als Jugendliche am meisten an Deiner Größe gestört? Was hat Dir gefallen?

Tina: Vor allem das ständige auf die Größe angesprochen werden und teilweise ja immer mit den gleichen Sätzen/Fragen/Sprüchen. Das hat mich genervt und ich fand es vor allem unsensibel von meinen Mitmenschen, auch wenn ich im Laufe der Zeit immer mehr verstanden habe, dass das meiste nur „nett gemeint“ war bzw. ein Versuch, bspw. beim Small Talk in Kontakt zu kommen.

Gefallen haben mir manchmal Komplimente, allerdings konnte ich die zum Teil gar nicht so ernst nehmen, da ich ja überwiegend noch unzufrieden mit meinem Äußeren war und mich vor allem häufig so „anders“ und „unnormal“ gefühlt habe.

Im Nachhinein betrachtet, hätte mir Kontakt zu ähnlich großen Mädchen sehr gut getan, um mich bspw. in der Freundinnengruppe zugehöriger zu fühlen.

GG: Wann hast Du „Frieden“ mit Deiner Größe gemacht?

Tina: Mich wirklich so anzunehmen und zu akzeptieren, wie ich bin, das ist mir ab Mitte 20 bis Ende 20 immer mehr gelungen. Ich hatte schon lange verstanden, dass ich an meiner Größe nichts ändern kann und dass es deshalb sinnvoll wäre, sie „einfach“ zu akzeptieren. Aber auch wirklich das passende Gefühl dazu zu bekommen, das war eine innere Reise.

Ein innerliches „Nachwachsen“ oder in die äußere Größe „reinwachsen“, war auch bei mir ein langer Prozess, der aber dafür sehr nachhaltig ist und dann ja ein Leben lang anhält bzw. einen immer weiter stärkt.

Der Schlüssel dazu steckt von innen, d.h. ich habe immer mehr meine einzigartige Persönlichkeit „erkundet“ und zu der gehört rein äußerlich eben auch genau diese Größe.

GG: Mit YOUnique bietest Du ein Coaching an für große Frauen. Wie ist die Idee entstanden?

Tina: Als gelernte Personalentwicklerin, also jemand, die sich im Unternehmen um die Weiterentwicklung von Kolleginnen und Kollegen kümmert, war es mir schon immer ein Anliegen, meine Mitmenschen bei ihrer eigenen Entwicklung zu unterstützen. Wahrscheinlich, weil ich selbst so unglaublich dankbar für meine eigene Entwicklung vom schüchternen/unsicheren, besonders großen Mädchen zur mittlerweile selbstständigen Coachin und Mama bin.

Ich liebe es, neue Erkenntnisse über das Leben, in allen möglichen Lebensbereichen zu gewinnen und fast sogar noch mehr, liebe ich es, solche „Aha-oder Klick-Momente“ bei anderen Menschen auszulösen und damit ihr Leben nachhaltig zu verändern.

Und irgendwann habe ich mich gefragt, bei wem mir das denn vielleicht am leichtesten gelingen könnte, weil ich ihre Lebensrealität am besten nachempfinden kann? Na klar – bei großen Menschen – vor allem natürlich bei Frauen.

So entstand der Wunsch, mich nur noch um die Unterstützung meiner Lieblingszielgruppe zu kümmern, und die Idee zu meinen YOUnique Life Coaching Angeboten geboren.

Als selbst größte Erkenntnisstreberin habe ich zudem vielfältiges psychologisches Hintergrundwissen als gelernte Heilpraktikerin für Psychotherapie und Mental Coach und als Fitness Trainerin und Ernährungsberaterin kann ich auch auf körperlicher Ebene wunderbar unterstützen. Außerdem war für mich, wenn ich schon auffalle, dann wenigstens optisch noch positiver, eine Farb-Typ- und Stilberatung sehr hilfreich, weswegen ich mich darin auch weitergebildet habe und diese ebenfalls speziell für große Frauen anbiete.

GG: Wer kommt zur Dir und wie läuft dann das Coaching konkret ab? 

Tina: Das Wichtigste, um grundsätzlich ein Coaching zu beginnen, ist der eigene Wille/Wunsch nach Veränderung. Der entsteht häufig aus einem gewissen „Leidensdruck“. Wie jeder weiß, der von „klein auf“ groß ist, kann sich dieser im Laufe der Zeit bei einem selbst und auch den nächsten Bezugspersonen, meistens den Eltern, die einen beim Aufwachsen begleiten, aufbauen.

Entsprechend richten sich meine Angebote auch an große Teenagerinnen, große Frauen (theoretisch auch Männer, aber die haben häufig weniger „Probleme“ mit ihrer Größe, sowie auch Mamas oder Eltern (die ja meist selbst entsprechend groß sind), aber vor allem ihre Töchter/Kinder besser beim „Anderssein“ begleiten/unterstützen möchten, als sie es vielleicht erfahren haben. 

Ich biete Einzelcoachings oder auch Kleingruppensessions (mit 2 oder 3 gleich gesinnten/“gleich betroffenen“ 😉 Freundinnen – so wirds dann auch günstiger – oder auch Workshops für größere Gruppen – zuletzt bspw. beim Klub der langen Menschen, an.

Vorab gibt es immer die Möglichkeit, in einem rund 30minütigen kostenlosen Vorgespräch, das genaue Anliegen/den Wunsch nach Veränderung gemeinsam zu besprechen. In diesem Gespräch treffen wir dann auch neben den konkreten Inhalten, Vereinbarungen über Umfang, Termine und Kosten.

Da ich als Life Coachin ja sehr ganzheitlich – mental, emotional & körperlich – und theoretisch an allen Lebensthemen arbeite und ja auch entsprechend vielfältig ausgebildet bin, haben sich fünf große Themenschwerpunkte herauskristallisiert: Körperbild & Selbstakzeptanz inklusive Gesundheit + Fitness; Selbstbewusstsein & Präsenz inklusive Mode + Stil; Partnerschaft, Beziehungen & soziale Interaktionen; Beruf, Lebensvision & finanzielle Fülle, sowie Mama/Eltern-Spezial: „Mein Kind ist besonders toll!“ 

Natürlich ist das Thema bzw. sind die Themen auch anders „kombinierbar“ – ganz nach Kundinnenbedürfnis. Meine Unterstützung biete ich gerne in Berlin live, aber genauso gerne auch im deutschsprachigen Raum online an – auch das klappt ganz wunderbar und ist ja noch deutlich flexibler für alle Beteiligten.

GG: Was sind die dominierenden Fragestellungen und Problemfelder?

Tina: Für die meisten großen Menschen geht es vor allem darum, dass Gefühl des „Andersseins“ zu akzeptieren. Das ist häufig ein längerer Prozess, weil das Leben mit diesem Gefühl ja bis dato auch schon ein längerer Weg war, d.h. uns die (negativen) Gedanken und Gefühle dazu entsprechend lange begleiten und geprägt haben.

Im ersten Schritt geht es deshalb immer darum, sich seiner eigenen negativen Glaubenssätze die Größe betreffend bewusst zu werden. Im nächsten Schritt darum, zu verstehen, dass diese auch veränderbar sind – und zwar glücklicherweise von uns selbst!

Es folgt daraufhin idealerweise die klare Entscheidung, diese Veränderung als Schöpferin des eigenen Lebens und der entsprechenden eigenen Lebensrealität nun bewusst (gerne mit meiner Unterstützung im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“) zu gestalten und ein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu erschaffen und sich nicht mehr durch die eigene unveränderbare Größe davon abhalten zu lassen, glücklich zu sein! Wir alle haben vermutlich nur dieses eine Leben und die Möglichkeit das Beste für uns daraus zu machen, sollte jede/r nutzen!

GG: Was sind Deine zentralen Empfehlungen für große Teenagerinnen und Frauen, die mit ihrer Größe zumindest zeitweise hadern?

Tina: Auf jeden Fall im ersten Schritt, dieses „Hadern“ mit der Körpergröße auch zuzulassen – idealerweise in diesen Momenten besonders liebevoll zu sich selbst zu sein. Sich selbst so zu behandeln und vor allem auch so mit sich zu sprechen, wie wir es auch mit unserer besten Freundin tun würden.

Jede/r, egal ob groß oder nicht, hadert im Leben mit verschiedenen Dingen/Themen/Herausforderungen. Das ist normal. Wichtig ist, dass es uns gelingt – gerne auch mit Hilfe von anderen – unseren Fokus danach/immer wieder auf das Positive in unserem Leben und der Körpergröße zu lenken.

Um die Fülle im eigenen Leben zu sehen, ist der Fokus auf Dankbarkeit DER life hack, bspw. jeden Abend kurz an die 3 Punkte denken oder sie noch besser sogar notieren, für die wir heute dankbar waren, lenkt unser Bewusstsein in kürzester Zeit schon in eine positivere Richtung. Schliesslich bringt die überdurchschnittliche Körpergrösse auch Vorteile.

Was wir dagegen möglichst nicht tun sollten, ist, uns mit anderen zu vergleichen – sei es bei der Körpergröße oder anderen Merkmalen: Jede/r ist auf seiner/ihrer ganz eigenen Lebensreise. Wir wissen nie, wie es, trotz glitzerndem Instagramprofileindruck, wirklich im Leben der Person aussieht. Das sind alles Momentaufnahmen und kann einen Schnappschuss später schon wieder sehr anders sein, nur dass uns dieser Schnappschuss, dann wohl eher nicht zum „Liken“ präsentiert wird.

Den Fokus bei sich und in seinem eigenen Leben behalten, sich mit sich und den eignen Wünschen und Träumen beschäftigen und Pläne schmieden, wie wir sie erreichen können. Bewusst reflektieren, welche Tätigkeiten, Menschen, Orte einem Energie geben und welche sie einem rauben und dann danach handeln, hilft auch sehr und stärkt die eigene Selbstwirksamkeit, die uns wiederum psychologisch betrachtet, zu einem zufriedeneren Menschen macht!

GG: Wie können Eltern ihre Tochter unterstützen, wenn Sie deutlich größer anderen Kinder und Teenager ist?

Tina: Als Eltern gelingt es einem in diesem Fall idealerweise zu vermitteln, dass es „normal“ ist, anders zu sein; dass keine zwei Menschen gleich sind, sondern jede/r etwas „Besonderes“ hat/ist und dass das, genau das Schöne ist und unsere Welt so bunt macht!

Eltern und Tochter können bspw. auch gemeinsam die Erfahrungen machen und den Fokus darauf richten, dass es auch bei den Tieren und Pflanzen so viele verschiedene Exemplare gibt und genau diese Vielfalt, uns zum Staunen bringt. Wenn es den Eltern gelingt, die Neugierde und Freude auf die Vielfalt dieser Welt vorzuleben, kann es für die Tochter etwas echt Positives sein, zu dieser „beizutragen“.

Zudem könnten Eltern, die ja häufig selbst von der besonderen Größe „betroffen“ waren/sind, erzählen und natürlich auch vorleben, wie sie damit umgegangen sind.

Zudem vielleicht den Kontakt zu ähnlich großen Mädchen fördern, d.h. gegebenenfalls wirklich das bei uns Großen oft gemutmaßte Basketball oder Volleyball spielen vorschlagen, um so von gleich großen Mädchen und Jungen umgeben zu sein und sich weniger außergewöhnlich zu fühlen.

GG: In welchen Bereichen des Lebens siehst Du Vorteile für große Frauen?

Tina: In einem möglicherweise erhöhten Bewusstsein und einem mehr an Achtsamkeit und Sensibilität, die die Auseinandersetzung mit dem eigenen Anderssein mit sich gebracht hat. Dass ist aus meiner Sicht der wahre Schatz und etwas, das einem in allen Lebensbereichen und Lebenslagen dient, wenn man möglichst oft bewusst und achtsam durchs Leben geht und das eigene Leben auch entsprechend gestaltet.

Und, na klar, die offensichtlichen Dinge: Manchmal möchte man auffallen und nicht in der Masse „untergehen“ – das können wir großen Frauen ja von Hause aus gut und uns natürlich dann zu nutze machen; und der Überblick und die Aussicht von oben ist ja bekanntlich die bessere 😉

GG: Du hast eine junge Tochter, die wahrscheinlich auch groß wird. Denkst Du, dass diese ganzen Fragestellungen noch ein Thema sind, wenn Sie Teenagerin wird?

Tina: Gute Frage, Diversität wird ja zumindest als Lippenbekenntnis in Unternehmen immer mehr geschätzt, ob aber die Akzeptanz und vor allem Freude über „Andersartigkeit“ auch gesamtgesellschaftlich zukünftig größer wird, ist schwer zu sagen.

Ich denke aber, dass es für größere Teile der jüngeren Generation, zumindest in den Großstädten, immer selbstverständlicher und sogar erstrebenswert ist, vielfältig in allen möglichen Bereichen zu sein, weil es das Leben bunt und vor allem interessant macht!

GG: Weisst Du schon, was Du ihr sagen wirst, wenn Sie das erste Mal und einen blöden Spruch zu ihrer Größe gehört hat?

Tina: Ich hoffe ja, dass sie mir erzählt, was sie dem Sprücheklopfer selbst gesagt hat und ich ihr dann „nur noch“ dafür applaudiere!

GG: Herzlichen Dank Tina für das Interview und das Du Deine Erfahrungen geteilt hat. Wir wünschen YOUnique weiter viel Erfolg.

Weitere Informationen zu den Angeboten von Tina und YOUnique Life Coaching finden sich auf www.younique-lifecoaching.de.

Es gibt freie Coaching Plätze und Tina freut sich über eine Kontaktaufnahme über die Website oder info@younique-lifecoaching.de.

Eine Anmerkung in den Zeiten von bezahlten Artikeln: Wir haben für das Interview in keiner Form eine Gegenleistung angefragt oder erhalten.

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